Dieses Wasserstoff-Auto kommt aus Österreich

 Dieses Wasserstoff-Auto kommt aus Österreich

Die Grazer AVL hat kürzlich einen Prototyp vorgestellt, der für die Entwicklung der Wasserstoff-Mobilität wegweisend sein könnte. Der Hybridantrieb aus Brennstoffzelle und Elektrobatterie drückt die Herstellungskosten von Wasserstoff-Autos nach unten und könnte schon 2023 serienreif sein.

Und wieder ist die Vision eines Wasserstoff-Autos ein Stück näher an die Realität gerückt. Als Abschluss des Projekts Keytech4EV hat die Grazer AVL einen Prototyp demonstriert, der einen Brennstoffzellen-Batterie-Antrieb nutzt. Der Klima- und Energiefonds förderte das insgesamt 5,8 Millionen schwere Unterfangen mit 3,6 Millionen.

Die Lösung, die die AVL gemeinsam mit mehreren Partnern realisiert hat, ist gewissermaßen ein Hybrid 2.0. Denn anders als bei Wasserstoffantrieben, die aus einer Brennstoffzelle und einer kleinen Pufferbatterie bestehen, kombiniert das im Rahmen von Keytech4EV designte erste österreichische Wasserstoff-Auto die Brennstoffzelle mit einer erweiterten, größeren Batterie.

Große Reichweite

Dadurch lässt sich eine ganze Reihe an Vorteilen erreichen: Die Produktionskosten für das Antriebssystem werden reduziert, das Fahrverhalten wird verbessert und entspricht dem eines klassischen Mittelklassewagens. Zugleich vermeidet das System aber auch die beiden großen Nachteile reiner Elektroantriebe: lange Ladezeiten und schwache Reichweite. Der Wasserstoff-Elektro-Hybrid schafft mit einer Brennzelle 500 Kilometer, der Einbau einer zweiten wäre grundsätzlich möglich.

Energiemarkt, Energiequellen
AVL CEO Helmut List und Theresia Vogl, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, präsentieren den Wasserstoff-Elektro-Hybrid, der 2023 serienreif sein soll.
© Klima- und Energiefonds/APA-Foto

Dass bei der Entwicklung des Prototyps die Kostenfrage eine der absoluten Prioritäten war, überrascht nicht. Schließlich gilt der hohe Preis von Wasserstoff-Autos heute als der wohl stärkste Nachteil der Technologie. Zwingend nötig sei das aber nicht, wie AVL CEO Helmut List meint: „Im Prinzip gibt es an der Brennstoffzelle nichts, das teuer sein muss. In dem aktuellen Projekt haben wir bereits gezeigt, dass sich die Kosten für den Antriebstrang schon heute sehr stark reduzieren lassen. Werden größere Stückzahlen produziert, greift der Effekt erst recht.“

VW Passat als Basis

Bei den Betriebskosten erweist sich das neue Fahrzeug, das auf der Plattform eines VW Passat GTE aufgebaut wurde, als überaus markttauglich. Geht man, wie es heute aufgrund eines noch fehlenden Marktes üblich ist, von einem fiktiven Wasserstoff Preis von neun Euro pro Kilogramm, dann dürften die Kosten pro Kilometer im Wesentlichen mit jenen eines entsprechenden Benziners vergleichbar sein. Auch hier gilt freilich: Wenn sich die Technologie durchsetzt und Wasserstoff in großem Stil mit Hilfe von Sonnenenergie produziert wird, könnte der Preis deutlich fallen. In seiner Energieausbeute ist der im Rahmen von Keytech4EV vorgestellte Prototyp indessen schon jetzt sehr stark. Um vergleichbar effizient zu sein, dürfte ein Benziner nicht mehr als 2,5 Liter auf hundert Kilometer verbrauchen.

Energiemarkt, Energiequellen
© Klima- und Energiefonds/APA-Foto

Neben den noch hohen Produktionskosten gilt heute aber auch die de facto nicht existierende Tankstellen–Infrastruktur als der zweite große Hemmfaktor für den Wasserstoffantrieb. Anders als in Japan oder Korea, wo sie zumindest in Ansätzen vorhanden ist, gibt es in Österreich gerade fünf Orte, an denen Wasserstoff getankt werden kann. Allerdings: Viele Unternehmen nützen schon heute Wasserstoff für industriellen Einsatz. Das kann ein Ausgangspunkt sein, von dem sich eine flächendeckenden Versorgungsinfrastruktur entwickelt, zuerst entlang von Autobahnen und von dort weiter. Die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds Theresia Vogl, sieht den Grazer Prototyp jedenfalls auf dem richtigen Weg: „In drei bis vier Jahren“, sagt sie, „könnten Wasserstoff-Autos, wie jenes, das wir heute vorgestellt haben, serientauglich sein.“ Ein Nachfolgeprojekt bei dem der neue Antrieb weiter optimiert werden soll, ist jedenfalls bereits geplant.

 

Matthias Bernold/Rudolf Loidl, Januar 2020

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